Seine Tauben sind für Herrn S. wie eine Familie

Das war sein Ding: harte Sportarten und ein Job im Sicherheitsdienst. Doch Letzteres endet fast tödlich für Herrn S. Vor drei Jahren wurde er während des Rundgangs beim Objektschutz von einer Gruppe Jugendlicher überfallen. „Die haben noch auf mich eingeschlagen, als ich schon am Boden lag“, erzählt er. Dann wurde es dunkel für ihn. Mehrfach musste er wiederbelebt werden. Viele Wochen war er im Krankenhaus, es folgte die Reha. Bis heute hat er an den Folgen des Überfalls mit den schweren Kopfverletzungen zu tragen: „Ich habe Probleme mit dem Gedächtnis“, sagt er. Herr S. ist zu 60 Prozent schwerbehindert und bezieht eine kleine Erwerbsminderungsrente.

Herr S. ist Anfang 50, Single und hat auch keine familiären Bindungen. „Meine Tiere sind für mich wie eine Familie“, sagt er lachend. Die Anzahl seiner Tiere ist stattlich: 150 Stück sind es zurzeit. Herr S. ist Brieftaubenzüchter. Ein nicht unumstrittenes Hobby bei Tierschützern. Herr S. aber ist begeistert von den Vögeln. „Bei Rückenwind fliegen sie bis zu 120 Kilometer in der Stunde“, erklärt er. „Ich bewundere es, dass sie immer wieder zurückkommen“, freut er sich. Er ist mit seinen Tieren oft unterwegs zu Wettbewerben: Die Vögel bekommen einen Ring mit einem Mini-GPS-Sender ans Bein, und so lässt sich genau feststellen, wem die Taube gehört und wann sie zurückgekehrt ist.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren Brieftauben verlässliche Nachrichtenkuriere. Zu Ruhm brachte es die US-amerikanische Brieftaube G. I. Joe. Sie rettete Tausenden Menschen das Leben, weil sie in einem Hochgeschwindigkeitsflug gerade noch rechtzeitig die rettende Nachricht überbracht hatte, die einen Luftangriff auf die italienische Stadt Calvi Vecchia verhinderte.

Jetzt machen auch Herrn S. die durch den Krieg in der Ukraine gestiegenen Preise zu schaffen, denn der Anstieg macht auch vor der Körnermischung im Taubenfutter nicht halt. Herr S. hat zwar immer wieder Aushilfsjobs und verdient sich hier und da ein paar Euro durch die Mithilfe bei anderen Brieftaubenzüchtern dazu. „Dieses Geld verwende ich voll und ganz für das Taubenfutter“, rechnet er vor. Jetzt gab es einen finanziellen Engpass bei ihm, hinzu kamen die allgemeinen Preissteigerungen, bedingt durch den russischen Überfall. Seine Tauben sollen darunter nicht leiden. Deshalb wäre ihnen und Herrn S. mit einer Spende für Futter gedient.

Eine völlig verwanzte Bleibe

Im Februar musste sie raus aus ihrer Wohnung. Nichts half mehr. Frau W. hatte über mehrere Monate ihre Miete nicht bezahlt, und der Eigentümer ordnete schließlich die Zwangsräumung an. Die Frau Ende vierzig lebt von Arbeitslosengeld II. Sehr schnell fand sie ein Zimmer in einem anderen Ort und zog mit ihren persönlichen Gegenständen, die ihr nach der Räumung geblieben waren, dorthin.

Kaum war sie dort eingezogen, stellte sich heraus, dass ihre neue Bleibe von Wanzen nur so wimmelte. Sie waren überall, und Frau W. wurde selbst so übel durch Wanzenbisse zugerichtet, dass sie zur Behandlung in die Klinik musste. Ihre mitgebrachten Möbel und sonstigen Habseligkeiten musste sie entsorgen. Sie waren nicht mehr zu reinigen, denn die Wanzen hatten sich darin festgesetzt und ihre Eier in allen Fugen und Ritzen hinterlassen.

Nach diesem Schock ist Frau W. wieder an ihren alten Wohnort zurückgekehrt. Sie fand ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Das ist bisher jedoch noch ziemlich leer, denn sie hat keine Möbel mehr. Sie benötigt noch einen Kleiderschrank, eine Couch und einen Teppich. Gerne hätte sie auch einen Fernseher und eine Mikrowelle für sich alleine. Für diese Anschaffungen fehlt ihr das Geld.

Zwangsehe mit 13 und ein Kind mit 14

Mit Mitte dreißig will Frau J. ihre grausame Vergangenheit hinter sich lassen. Sie hat auf ihrem Weg schon viel geschafft und sich eine eigene Existenz aufgebaut. Jetzt muss sie noch ihre Zähne sanieren lassen, und das nicht nur aus medizinischen Gründen. Ihr kaputtes Gebiss erinnert sie an ihr früheres Leben. Die Reparatur eines abgebrochenen Schneidezahns war ihr so wichtig, dass sie sich diese praktisch vom Mund abgespart und selbst finanziert hat.

Frau J. stammt aus einem osteuropäischen Land. Sie durfte keinen Schulabschluss machen und schon gar keine Ausbildung. Stattdessen wurde sie mit 13 Jahren zwangsverheiratet, und mit 14 bekam sie bereits ein Kind. Die Ehe wurde nach wenigen Jahren geschieden. Die Familie ihres Ex-Manns behielt ihr Kind. Das ist heute erwachsen, und sie hat keinen Kontakt zu ihm. Wie viele Frauen aus Osteuropa folgte sie falschen Versprechungen von Landsleuten, die sie nach Deutschland brachten und in die Prostitution zwangen. Als sie nach mehreren Jahren im Milieu psychisch und physisch ein Wrack war, suchte sie sich Hilfe, um auszusteigen.

Sie hielt sich mit Minijobs, Putzstellen und aufstockendem Arbeitslosengeld II über Wasser und fand eine kleine Wohnung. Seit Kurzem hat sie eine feste Anstellung in Teilzeit. Der Verdienst reicht allerdings zum Leben nicht aus, deshalb erhält sie aufstockende Leistungen durch das Jobcenter, bis sie bei ihrer Arbeitsstelle aufstocken kann.

Für die Mietkaution muss sie noch Raten abstottern. Die Krankenkasse gewährt ihr für die Zahnbehandlung die Härtefallregelung, dennoch beträgt der Eigenanteil immer noch 1619 Euro. Diesen Betrag kann Frau J. mit ihren finanziellen Möglichkeiten nicht aufbringen.